Exkursion nach Buchenwald 2018

Am 16. Januar 2018 war das Klima rau. Die Luft war kalt und das, obwohl noch nicht einmal Schnee lag. Bereits kurz nach der Ankunft der Klassenstufe 10 des GFGs um 9 Uhr in Weimar, waren alle bis auf die Knochen durchgefroren. Unvorstellbar, wie sich die harten, schneereichen Wintermonate für die über 265.000 Insassen des Arbeitslagers zwischen 1937 und 1945 angefühlt haben mussten.

Eine ungefähre Vorstellung von den Umständen im Lager, sowie dessen Entwicklung vom Lagerbau 1937 bis hin zur Befreiung durch US-Amerikanische Truppen 1945, wurde uns durch einen dreißigminütigen Film im Kinosaal in der Gedenkstätte vermittelt.

Anschließend begann die rund zweistündige Führung. Angefangen hatte diese im SS-Bereich, in dem sich auch heute noch die damaligen Kasernen der Schutzstaffel befinden.

Von dort aus liefen wir über den sogenannten „Carachoweg“ auf das Torgebäude zu.Es war ein beklemmendes Gefühl wenn man daran dachte, dass früher die Insassen bei ihrer Ankunft am Bahnhof über ebendiesen Boden schritten und ihrem Verderben entgegenliefen, vor allem, da einige unter ihnen nicht älter als wir selbst waren.

Im Torgebäude befindet sich ein Zellenblock, der damals von den Insassen mit großer Furcht „der Bunker“ genannt wurde. Hier wurden Menschen in winzigen Zellen mit dünnen Wänden, die im Winter die Kälte nicht fernhalten konnten, festgehalten und gefoltert, gequält oder ermordet. Das Torgebäude diente als Hauptwachturm und stellte die Grenze zwischen der „gesunden Volksgemeinschaft“ (SS-Bereich) und den „Gemeinschaftsfremden“ auf der Häftlingslagerseite dar. Über dem Lagertor, welches wir schließlich durchschritten, thronte der zynischeSchriftzug „Jedem das Seine“, wodurch die Insassen jeden Tag aufs Neue gedemütigt werden sollten. Wir gelangtenin den Bereich, dessen Alltag von Qualen, Leid, Schmerz und Verbrechen geprägt war.

Sogleich standen wir auf dem Appellplatz. Mehrmals täglich mussten sich die Häftlinge hier versammeln und wurden gezählt. Es fiel schwer sich vorzustellen, wie die Häftlinge damals an unserer Stelle im tiefen Winter stundenlang stillstehen mussten ohne sich rühren zu dürfen und dabei auch noch die verzweifelten Schreie der gefolterten im Lagergefängnis hörten.

Umso berührter waren wir, als wir uns um das Denkmal auf dem Platz versammelten, welches die Opfer Buchenwalds würdigt. Auf dieser Metallplatte, welche in den Boden eingelassen ist, sind die Namen von mehr als 50 Nationalitäten und Opfergruppen eingraviert.Symbolisch beträgt die Temperatur in der Mitte der Platte immer 37°C, also die Körpertemperatur ALLER Menschen um auszudrücken, dass wir alle gleich sind.

Wir gingen weiter zur Pathologie und zum Krematorium, wo den Insassen auch noch ihr letztes Recht genommen wurde: das, auf eine würdevolle Bestattung. Stattdessen wurden sie in den Brennöfen einfach nach dem zuvor dort entsorgten Müll verbrannt.Vorher brach man den Leichen jedoch aus reiner Habgier die Goldzähne heraus oder schändete sie indem manaus der Haut, den Organen und Skeletten einiger Häftlinge Präparate herstellte.

Nebenan befindet sich ein Modell der Genickschussanlage in der seit Oktober 1941 über 8000 sowjetische Kriegsgefangene,unter dem falschen Vorwand einer routinemäßigen Untersuchung,hinterrücks ermordet worden.

Gegen dreiviertel zwölf endete dann die Führung in der Eingangshalle des historischen Kammergebäudes im Häftlingsbereich. Anschließend hatten wir eine dreiviertel Stunde Zeit, uns die Dauerausstellung "Buchenwald. Ausgrenzung und Gewalt 1937 bis 1945" anzusehen. Die Ausstellung bestand aus mehreren Themenbereichen, welche anschaulich die tragischen Schicksale und das harte, brutale Leben im KZ beleuchteten. Die Ausstellung zeichnete sich vor allem durch ihre moderne Gestaltung und die aufwendige Aufarbeitung von Häftlingskleidung, Fotografien, persönlichen Tagebüchern und Dokumenten aus. Bemerkenswert war auch, dass sogar diedamalige Besitztümer von Gefangenen, wie Knöpfe, Kämme oder Rasierpinsel,wie kleine Kostbarkeiten ausgeleuchtet und arrangiertwurden.

Gegen halb eins war es schließlich für uns an der Zeit, die Gedenkstätte zu verlassen. Dies taten wir mit vielen Gedanken und Fragen im Kopf. Hätten wir damals vielleicht auch als Häftling in Buchenwald enden können? Wie konnte es überhaupt zum Bau einer solchen Hölle kommen? Kann so etwas je wieder geschehen? Eins war uns allen dennoch klar: damit so etwas nie wieder vorkommt, müssen auch wir als Jugendliche aktiv werden und uns für die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit einsetzen, denn wenn das Grauen zur Realität wird, ist es schon zu spät.

VM 10-2